Das Netzwerk

Die fehlende Sprosse in der weiblichen Karriereleiter

Vakante Stellen werden oft neu besetzt, ohne dass diese jemals ausgeschrieben wurden. Wer aber bekommt diese Jobs? Das sind Leute, die Leute kennen, die die Leute kennen. Das tönt blöd, ist aber das Grundprinzip, auf dem wir funktionieren. Wir geben Verantwortung lieber an Menschen ab, die wir schon kennen, oder die von einer uns bekannten Person als «geeignet» eingestuft werden. Das Risiko, dass wir bei einer unbekannten Person auf eine Niete hereinfallen, kann so minimiert werden. Also absolut menschlich. Eine vakante Stelle wird deshalb eher mit jemandem aus dem eigenen Netzwerk besetzt als dass die Stelle öffentlich ausgeschrieben wird.

Ein gutes Netzwerk ist der Schlüssel zu einem guten Job

Unser eigenes Netzwerk startet als Kind mit den Sandkasten-Freunden, den Mitschülern und bildet sich im Laufe der Berufsjahre weiter und wird immer grösser. Die für unsere Karriere relevanten Kontakte lernen wir dabei vor allem im Zusammenhang mit unserer Arbeit kennen. Diese Menschen lernen uns als Person mit beruflich relevanten Kenntnissen kennen. Sie können «on the job» sehen, wie wir arbeiten, was wir tun und über was für Qualifikationen wir verfügen. Je öfters wir uns also bei der Arbeit befinden und je mehr Menschen wir dort kennenlernen, desto grösser wird unser Netzwerk, das uns beruflich weiterbringt.

Kindererziehung als berufliche Bremse

Bekommen wir Kinder und möchten uns um die Kinder kümmern, bleibt weniger Zeit für den Beruf und schliesslich auch weniger Zeit, unser Netzwerk zu pflegen und zu vergrössern.

 

Bei meiner letzten Arbeitsstelle war ich in einem 40-%-Pensum angestellt, wovon ich einen Tag im Homeoffice arbeitete. Für mich als Mutter war das perfekt. Aber mein Netzwerk? Ehrlich? Es glich einer Steppe. Vereinzelt traf ich auf einen «Grashalm» an den ich mich klammern konnte, von einem förderlichen Netzwerk konnte aber kaum die Rede sein: Mein berufliches Netzwerk beschränkte sich auf unsere zehnköpfige Abteilung und eine Handvoll Leute in anderen Abteilungen. Nach ganzen fünf Jahren war es mir immer noch peinlich, wie wenig Leute ich innerhalb des Unternehmens kannte!

Selbst ist die Frau

Das berufliche Netzwerk erweitert sich aber grundsätzlich nicht von selbst, egal ob jemand 20 oder 100 Prozent arbeitet. Wenn aber die Möglichkeiten im Beruf durch eine Teilzeitanstellung zusätzlich beschränkt sind, muss man bzw. Frau nebenbei aktiv werden: An Anlässe gehen, auf Leute zugehen, bei Arbeitsgruppen mitmachen, bei Vereinen aktiv werden, Gleichgesinnte finden oder vielleicht eine Weiterbildung machen. Dafür muss man Zeit investieren. Woher diese Zeit nehmen?

Alles eine Frage der Prioritäten

Als Mutter von Primarschülern oder noch kleineren Kindern, einem Haushalt und einem Gatten, der meist 100 % arbeitet, bleibt dafür nicht viel übrig. Es braucht dafür klare Prioritäten und vielleicht ein bisschen Mut, die eigenen Interessen in der Familie durchzusetzen. Sicher, ohne die Unterstützung des Partners wird es schwierig. Aber wenn man mal den ersten Schritt gemacht hat, läuft es nachher fast von allein: Zwei – drei Mitgliedschaften in ausgewählten Organisationen oder Vereinen anstreben, hier eine Veranstaltung und dort eine Versammlung besuchen - und schon kennt man wieder eine Handvoll Leute mehr. So kommt der Stein ins Rollen und führt dann von einer Person zur nächsten.

 

Die Welt ist klein und man erkennt schnell, dass in der Organisation oder im Verein bereits die eine oder andere bekannte Person dabei ist, was dann auch den Smalltalk wesentlich einfacher macht.

 

Ich persönlich mag keinen Smalltalk, aber ohne geht es nicht. Doch ich merke meist schnell, mit welcher Person ich ein etwas tiefgründigeres Gespräch führen möchte und mit welcher die Chemie nicht stimmt. Dann kann ich mich ohne schlechtes Gewissen ans Buffet oder aufs Klo verabschieden und beim Wiederauftauchen mit jemand anderem ins Gespräch kommen.

 

Und wenn ich dann und wann auf eine Person treffe, die mir wirklich sympathisch ist, dann ist die Freude darüber umso grösser. Das sind dann die interessanten Leute, mit denen ich mein Netzwerk automatisch weiter ausbaue, weil ich mit ihnen Spass habe und mich gerne mit ihnen unterhalte. Und wer weiss, vielleicht kennt eine dieser Personen eines Tages jemanden, der eine passende Arbeit für mich hat?

Netzwerk-Tipps